Windkraftgegner und “Infraschallexperte“ kommt nach Rottenburg
Die Bürgerinitiative “Gegenwind Rottenburg” lädt nächste Woche zu einer Informationsveranstaltung in Wendelsheim ein. Hierbei soll es um die angebliche gesundheitsschädliche Wirkung von Infraschall gehen. Als Referent ist Prof. Dr. Werner Roos eingeladen. Herr Roos ist emeritierter Professor für Pharmazie.
Wir wundern uns sehr, dass dieses längst widerlegte Thema “Gefahr durch Infraschall” immer und immer wieder aufgegriffen wird. Die einzige Studie aus dem Jahr 2004, die jemals angebliche Gesundheitsgefahren “entdeckt” hat, wurde vielfach widerlegt und vor einem Jahr auch offiziell von der BGR (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe) zurückgezogen. Bei der Energiedialog-Veranstaltung der Stadt Rottenburg am 22. Juni hat dies auch Herr Mehnert von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) nochmals unmissverständlich bestätigt.
Ein Wissenschaftler der Universität Bayreuth, der auch die BGR-Studie zu Fall brachte, hat sich ausführlich mit einem Artikel des “Infraschall-Experten” Werner Roos beschäftigt. In seinem bemerkenswerten Faktencheck kommt er zu einem eindeutigen Ergebnis:
“Es ist erschreckend, wie viele Fehler (oder bewusste Falschaussagen) der Artikel von Roos […] beinhaltet. Angesichts der Tatsache, dass die Angst vor harmlosem Infraschall echte Beschwerden auslösen kann, ist es schwer nachvollziehbar, wie sich dieser Artikel mit dem hippokratischen Eid der Mediziner vereinbaren lässt.”
Dr. Stefan Holzheu, Universität Bayreuth
Bei einer anderen Veranstaltung der Bürgerinitiative “Gegenwind” hatte der “Experte” Hansjörg Jung (CDU Herrenberg) davon berichtet, dass die DSGS e.V. (Deutsche Schutz-Gemeinschaft – Schall für Mensch und Tier e.V.) angeblich mehrere Fallbeispiele von Betroffenen dokumentiert habe. Auch die DSGS und von ihr zitierte “Studien” halten einem einfachen Faktencheck und Mindeststandards wissenschaftlichen Arbeitens nicht stand.
“Wenig überraschend ist auch diese “Studie” von erschreckender wissenschaftlicher Qualität. Das Papier ist ein Musterbeispiel für Selection-Bias und falscher Interpretation von Korrelationen.”
Dr. Stefan Holzheu zu einer vom DSGS e.V. zitierten “Studie”
Allen, die zur Veranstaltung der BI Gegenwind kommen, möchten wir daher dringend ans Herz legen, sich sehr kritisch mit dem dort Gesagten auseinanderzusetzen. Stellen Sie Fragen und bringen Sie ein, was Sie in seriösen Faktenchecks nachgelesen haben! Machen Sie sich bewusst, dass es sich bei Prof. Werner Roos um einen sogenannten “Experten” – nicht aber um einen echten Experten handelt. Und denken Sie an die vielen guten Gründe, die es gibt, Planungen zur Erzeugung von Windenergie in Rottenburg zu unterstützen!
15 Antworten zu “Von Experten und “Experten””
Wenn man in Wurmlingen in der Bresteneck wohnt kann gut für Windräder sein, dort sieht und hört man sie ja nicht.
Gibt es in diesem Kreis auch jemand, der rechnen kann ? Der sich mit Elektrotechnik auskennt ? Der Quelldaten analysieren kann ? Der weiß, wie ein Stromnetz funktioniert ? Der die Bedeutung der Netzfrequenz erfaßt hat und was geschieht, wenn die aus dem Ruder läuft ? Wie groß die zulässige Frequenzabweichung sein darf ?
Zur Beurteilung der Energiewende sind diese Kenntnisse von Vorteil, um nicht auf Dummenfang hereinzufallen. Z.B. Daten von TransnetBW:
https://www.transnetbw.de/de/transparenz/marktdaten/kennzahlen
Von Amprion, Tennet und 50Hertz sind analog Daten verfügbar.
Dann wird schnell klar – durch eigenes Nachdenken – dass die Energiewende mit Wind und Solar nicht funktionieren kann: weil die Physik und die technischen Gesetze dagegen stehen. Der Autarkieversuch der Insel Pellworm in der Nordsee ist krachend gescheitert, das Projekt wurde eingestellt.
Es ist bezeichnend, diese technischen Grundlagen ausser Acht zu lassen und über technisch argumentierende Kritiker herzuziehen, statt sich der Mühe zu unterziehen, das vermeintlich falsche Sachargument zu identifizieren und sachlich zu widerlegen. Es ist leider verbreitete Methode, über den Überbringer der schlechten Nachrichten persönlich herzuziehen, ihn lächerlich zu machen, um die eigene Unwissenheit zu verbergen. Eine Partei, eine Regierung kann beschließen was sie will, wenn die Physik dem entgegensteht, wird sie zwangsläufig scheitern. Und das spiegelt sich 1:1 im immer weiter steigenden Strompreis, seit diese verhängnisvolle Energiepolitik begonnen wurde. Wieso soll auf einmal ein Windrad oder eine Solaranlage Erdgas erzeugen können ( es substituieren ), um aus der Abhängigkeit Russlands herauszukommen ? Für wie dumm wird die Bevölkerung eigentlich gehalten ? Stattdessen wird das KKW Neckarwestheim II abgeschaltet, das allein 2,5 Mrd. m³ Erdgas einspart, das nun durch Gaskraftwerke ersetzt werden muß, denen das Gas fehlt.
MfG
Jörg Saur Dipl. Ing(FH)
Guten Abend Herr Saur,
in der BI Rückenwind ist eine starke und vielseitige Expertise technischer Fachrichtungen vertreten. Bei Beurteilung der Energiewende kommen wir zu einem anderen Schluss als Sie: Deutlich mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist möglich und notwendig und die Physik steht dem nicht entgegen, wie Sie schreiben.
Wir ziehen nicht über Kritiker her. Herr Roos ist in der Vergangenheit (siehe Quelle im Artikel) mit falschen Behauptungen, verdrehten Fakten und methodischen Fehlern aufgefallen. Daher ist es gerechtfertigt, ihm seine angebliche Expertise in Sachen Infraschall abzusprechen.
Hier ein einwandfrei recherchierter, mit Quellen hinterlegter Artikel von heute, der bezüglich der Notwendigkeit von Atomkraftwerken zu einer ganz anderen Schlussfolgerung kommt als Sie: https://www.heise.de/amp/news/Forscher-Energie-Versorgungssicherheit-braucht-keine-Atomkraft-7161920.html
Steigende Strompreise sind ein wichtiges Argument, das FÜR Windenergieanlagen in der Hand von Rottenburger Einwohner*innen spricht: WIR müssen den Strom dann nämlich in Zukunft nicht teuer einkaufen.
Viele Grüße und auf mehr freundliche Diskussion:-)
Lotte für die BI Rückenwind
Genossinnen und Genossen, ich find es gut, dass sich DIE LINKE von Rottenburg und Tübingen zusammen getan haben, um für den Windpark zu kämpfen und hier als Experten auftreten.
Windenergie ist Sozialismus, fossile Dinosaurier sind eiskalter Kapitalismus.
Wir müssen es den Kapitalisten zeigen und brauchen die Große Transformation, egal wie.
Mit sozialistischen Grüßen,
Pauli
Hallo Pauli,
die BI Rückenwind ist parteipolitisch unabhängig. Es besteht kein Zusammenhang mit der Partei DIE LINKE – auch, wenn es Mitglieder geben mag, die sich in beiden Organisationen engagieren.
Natürlich geht es der BI nicht darum, es “den Kapitalisten zu zeigen”, sondern darum, eine dringend notwendige und aus vielen Gründen überzeugende Energiewende voranzutreiben. Wir freuen uns über jede*n, die/der mit oder ohne uns auf dieses Ziel hinwirkt:-)
Viele Grüße
Lotte für Rückenwind für Rottenburg
Wenn Herr Roos kein Experte ist, was haben wir denn für Experten in der politischen Führung?
Ricarda Lang abgebrochenes Studium keinerlei Abschluss
Kevin Künast ebenfalls nicht zu Ende studiert.
Und die Experten wollen uns sagen wo es lang geht ?
Schulsaal, Hörsaal, Plenarsaal nur auf Steuerzahlerkosten gelebt aber der Ton angeben wollen
Guten Morgen Herr Biesinger,
Politiker*innen müssen vor allem gute Politiker*innen sein – es ist unmöglich, in allen Fachrichtungen, in denen Entscheidungen getroffen werden müssen, Expert*in zu sein. Wichtiger sind: Charisma; die Gabe zuhören und gut argumentieren zu können; komplexe Entscheidungen zu treffen; Menschen zu überzeugen; sich selbst zu hinterfragen und zum Beispiel auch ein sehr dickes Fell gegen persönliche Angriffe zu haben. Wenn politisches Talent sich schon während des Studiums oder vorher herauskristallisiert, ist es vielleicht gar nicht unbedingt notwendig, ein Studium auf Biegen und Brechen zu Ende zu studieren, oder?
Viele Grüße
Lotte für Rückenwind
Hallo Lotte,
danke für deine supi Antwort. Ich meine aber trotzdem das ihr euch zur Partei DIE LINKE bekennen könntet. Alle eure Mitglieder*innen, mit denen ich gesprochen habe, geben das offen zu. Das ist doch kein Problem. Wir müssen im sozialistischen Kampf zusamenstehen.
Noch eine andere Frage: Du schreibst im Artikel vom wissenschaftler Dr. Stefan Holzheu von der Uni Bayreuth der das Märchen vom Infraschall so dermasen zerlegt hat. Das find ich klasse. Ich hab mal gesucht im netz und will gern seine wissenschaftlichen Arbeiten lesen, die er dazu veröffentlicht hat. Hab nix gefunden.
Kannst du mir da mal ein paar Literaturstellen nennen, wo ich das nachlesen kann. Dr. Holzheu arbeitet doch nach wissenschaftlichen Methoden, oder nicht? Also mit peer review… Qualitätssicherung und so. Oder nicht? Im netz steht nur, dass er Linux-PC und Datenbanken administrirt in diesem SFB in der Uni Bayreuth. Nix von Wissenschaftler.
Kannst Du mir da weiterhelfen?
Es lebe der Sozialismus! Große Transformation aber jetzt!
Pauli
Moin Pauli,
nochmal: Die BI ist und bleibt parteipolitisch unabhängig, wir bekennen uns zu gar keiner Partei. Du hast offensichtlich mit einer nicht-repräsentativen Stichprobe unserer Mitglieder gesprochen (was vermutlich daran liegt, dass du selbst bei den LINKEN bist und/oder dich mit ihren Mitgliedern umgibst).
Dr. Stefan Holzheu ist zum Beispiel Co-Autor dieser wissenschaftlichen Publikation:
Koch, S., Holzheu, S., & Hundhausen, M. (2022). Windenergieanlagen und Infraschall: Keine Evidenz für gesundheitliche Beeinträchtigungen–eine physikalische, medizinische und gesellschaftliche Einordnung. DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift, 147(03), 112-118.
Also: Sehr wohl Wissenschaftler:-)
VG
Lotte für Rückenwind
Hallo, Lotte,
Sie kennen das Sprichwort: “Des Brot ich ess´, des Lied ich sing´” ? Deswegen sind alle Aussage von Leuten, die direkt oder indirekt durch halbstaatliche oder staatliche Stellen oder Stiftungen, die Studien zur Machbarkeit gegen gutes Honorar erstellen oder unmittelbar daran verdienen, mit Skepsis zu genießen. Denn niemand geht darauf ein, warum das Experiment “Pellworm” gescheitert ist. Der Bericht über das Scheitern ist hier zu finden: https://www.welt.de/wirtschaft/plus163887858/Diese-Insel-zeigt-das-ganze-Dilemma-der-Energiewende.html.
Wer es wissen will, der weiß es. Trotzdem wird in fanatischer Manier weitergemacht, als gäbe es diese Erkenntnisse nicht. Deshalb sind die Kritiker der Energiewende besonders ernst zu nehmen, weil das Leute mit entsprechender Erfahrung sind, die nicht mehr finanziell abhängig sind.
Die Gründe werden gar nicht erst untersucht. Allen Studien pro EE gemein ist, dass wesentliche Voraussetzungen ( bewußt ) nicht berücksichtigt werden oder unrealistische Annahmen getroffen werden, z.B. Wind und Sonne ergänzen sich, weshalb es praktisch keine Versorgungslücken gäbe.
Die Realität in BW im Juni 2022 sieht so aus, entnommen von TransnetBW ( den Link hatte ich genannt ).
Installierte WKA-Leistung 1648 MW. Einen halben Monat lang betrug die bereitgestellte Leistung 0 – 107 MW = 6,5 % der installierten Leistung. Der Mittelwert der Leistung lag bei 187 MW = 11,3 %. Der mittlere Strombedarf lag bei 5601 MW, im Mittel 30 mal so hoch, wie die WKA bereitstellen konnten. Am 22.06.2022 lag der höchste Strombedarf bei 8278 MW, zeitgleich hat die Windkraft aber lediglich 48 MW beigesteuert, ein einhundertzweiundsiebzigstel.
157 ¼ Stunden lang trugen die WKA lediglich mit bis zu 1,5 % der
installierten Leistung zur Stromerzeugung bei ( davon 3 3/4 h 0 MW), weitere 70 Stunden zw. 1,5 % – 3 %, weitere je rund 65 Stunden 3 % – 4,5 % und 52 Stunden 4,5 % – 6 %.
Wo, bitte schön, kommt dann der Strom her ? Bitte konkret hier beantworten.
Zum Thema Infraschall: Es ist Ihnen offenbar noch nicht zu Ohren gekommen, dass in Frankreich , Toulouse, Kläger Schadenersatz für gesundheitliche Schäden durch den Infraschall eines Windparks zugesprochen bekommen haben. Wenn Sie meinen, Prof. Roos fachlich kritisieren zu müssen, dann bitte konkret, wer was methodisch dazu gesagt hat und nicht vernebelnd.
Prof. Roos ist nicht der einzige, der zum Infraschall Stellung genommen hat. Prof Vahl von der Universitätsmedizin Mainz hat auch dazu geforscht, siehe https://mainzund.de/brisante-mainzer-studie-infraschall-von-windraedern-herzleistunug-vahl/ . Studie veröffentlicht am 22. Januar 2018.
In der Studie heißt es einleitend: “Die zunehmende Anzahl von Windparks warf die Frage auf, ob von Windkraftanlagen erzeugte Infraschallwellen für den Menschen schädlich sind oder nicht.
Infraschall ist ein niederfrequenter Schall (<20 Hz), der vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden kann. Einige Menschen in der Nähe von Windparks beschreiben jedoch unspezifische Symptome, z. B. Herzklopfen, Schwindel, Kopfschmerzen usw.
Diese Studie analysiert die Infraschalleffekte auf das isolierte atriale menschliche Myokard und misst die kontraktile Leistung in menschlichen Trabekeln (Anm. der Red.: kleine bälkchenartige Gewebestrukturen) unter Verwendung unterschiedlicher Frequenzen und Amplituden des von einem Lautsprecher erzeugten Infraschalls .
Schlussfolgerung:
Infraschall kann unter den gegebenen experimentellen Bedingungen direkte Auswirkungen auf das menschliche Myokard haben.
Obwohl monofrequente Geräusche in der Natur nicht vorhanden sind, deuten unsere experimentellen Daten darauf hin, dass direkte Auswirkungen auf das Myokardgewebe vorliegen.
Der Infraschalleinfluss auf menschliches Gewebe erfordert weitere Untersuchungen, da die zunehmende Anzahl von a) Windkraftanlagen und b) Menschen, die durch die Exposition an Windparks in der Nachbarschaft gefährdet sind. Der Mensch hat keine Chance, sich vor dem unhörbaren Infraschall zu schützen, solange keine wissenschaftlichen Daten vorliegen."
Der SWR hat darüber auch eine Fernseh-Reportage verfaßt. Sie machen es sich also entschieden zu einfach, das alles als Hirngespinste beiseite zu wischen.
Außerdem haben Sie noch nicht dargelegt, wie WKA und Solar-Paneele nun Erdgas für die Gaskraftwerke im Land substituieren.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Saur Dipl.Ing.(FH)
Hallo Herr Saur,
– zum „gescheiterten Pellworm“-Experiment sind auf die Schnelle keine seriösen Informationen zu finden, die nicht hinter einer Paywall stehen. Es erscheint mir aber auch sehr fraglich, ob man Situation und Problematiken einer winzigen Nordseeinsel mit den Gegebenheiten von Baden-Württemberg vergleichen kann und sollte. Ich finde es nachvollziehbar, warum seriöse Studienersteller es nicht tun.
– Sie sehen „fanatische Manier“ bei Energiewendebefürworter*innen? Die sehe ich nicht – ich sehe lediglich einen realistischen und pragmatischen Blick auf die Sachlage, die da wäre: Eine Klimakrise droht (siehe aktuelle Dürre- und Gletscherproblematik in Italien), eine Energieabhängigkeitskrise droht. Wir haben eine Lösung, sie heißt Energiewende. Da ist es im Grunde fanatisch, stehen zu bleiben und nichts zu tun.
– Wenn ich Sie richtig verstehe, argumentieren Sie mit bisher anteilsmäßig nur sehr wenig erbrachter Leistung von WKA, dass keine WKA mehr gebaut werden sollen. Meine Lösung für dieses Problem ist das Gegenteil: Mehr Windkraftanlagen bauen – wir haben bisher offensichtlich viel zu wenige!
– Mit dem Toulouse-Urteil haben wir uns bereits befasst. Hier ein Artikel, in dem die Vergleichbarkeit des zugrunde liegenden Falles stark relativiert wird: https://www.stern.de/digital/technik/schock-fuer-die-windenergie—paar-erhaelt-110-000-euro-entschaedigung-wegen-turbinensyndrom-30908176.html (nur 700 m Entfernung zum Haus, der dazwischenliegende dämmende Wald wurde gerodet, der Fall ist abnorm etc.).
– Genau auf die Studie von Herrn Roos und Herrn Vahl, die Sie nennen, bezieht sich einer der im Beitrag genannten Faktenchecks. Bitte auf den Link klicken und nachlesen, warum genau der Artikel wissenschaftlichen Standards nicht standhält und welche Falschaussagen Herr Roos darin trifft.
– Hierzu auch noch ein Zitat aus dem Wikipedia-Artikel zu Herrn Vahl: „Für Aufsehen sorgte Vahl im Jahr 2019 in einer Infraschallstudie mit der Behauptung, Windkraft habe gesundheitsschädliche Auswirkungen; einem Faktencheck durch den Bundesverband WindEnergie aus dem Jahr 2020 hielt Vahls Studie jedoch nicht Stand. Vahls Berechnungen basierten zudem auf Werten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, der jedoch nachgewiesen werden konnte, dass deren Infraschallangaben für Windkraftanlagen jahrelang durch einen Rechenfehler um den Faktor 4000 zu hoch angesetzt waren.“
– Zu Ihrer Frage der Erdgassubstitution: Jede einzelne kWh Strom, die ein Windrad oder eine Photovoltaikanlage erzeugt, muss nicht mit Erdgas aus schwierigen Quellen mit klimaschädlichen CO²-Emissionen erzeugt werden.
Viele Grüße
Lotte
Hallo, Lotte,
können Sie plausibel darlegen, warum es schwieriger sein soll, eine kleine Insel, die sehr viel Wind, Sonne, Batteriespeicher, Biogas hat, autark mit Strom zu versorgen als das Hochindustrieland BW ? Wollen Sie das allen Ernstes behaupten ??
Den Artikel von der WELT kann ich Ihnen problemlos als PDF zukommen lassen, wenn gewünscht.
Ist Ihnen denn nicht bewußt, dass bei Windstille wie im Juni 22 auch die doppelte Anzahl WKA keine Leistung erbringen: 2 x 0 = 0 !! Da können Sie noch so viele WKA in den Wald stellen ( die sich dann noch gegenseitig den kargen Wind wegnehmen ), dann gibt es auch durch die “Rottenburger WKA” keinen Strom.
Und zu Ihren schönen Studien, von Prognos angeschaut: Hier eine Stellungnahme von Prof. André D. Thess von der Universität Stuttgart
http://www.igte.uni-stuttgart.de /forschung/forschung_es/EWM21-2022/ in dem “Energiewendemärchen 21-2022” (Zitat:)
The Big Five
André D. Thess
26. Mai 2022 Die Behauptung: Das Beratungsunternehmen Prognos bezeichnet auf seinen Webseiten fünf Studien zur Klimaneutralität Deutschlands – 1-Agora, 2-BDI, 3-dena, 4-BMWK, 5-BMBF – als „Big
Five“. In einem von der Stiftung Klimaneutralität in Auftrag gegebenen Dokument vergleicht Prognos diese Studien und resümiert: „Die fünf Studien kommen vor allem für den Zeitraum bis 2030 zu ähnlichen
Ergebnissen.“
Meine Analyse: Der von Afrikareisenden geprägte Begriff „Big Five“ bezeichnete bis vor kurzem Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Tierfreunde erkennen spätestens beim ersten persönlichen
Zusammentreffen, dass es sich um Schwergewichte der Wildnis handelt. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich zu ergründen, inwieweit die Studien akademische Schwergewichte sind.
Gemäß den Qualitätsstandards der Wissenschaft gelten Studien als belastbar, wenn sie einem unabhängigen und anonymen egutachtungsprozess – Peer-Review – unterzogen wurden und in einer
Fachzeitschrift publiziert worden sind. Um es etwas volkstümlicher auszudrücken kann man sagen: Eine Studie ohne Peer-Review ist ungefähr so wertvoll wie ein Passagierflugzeug ohne behördliche Zulassung oder ein Auto ohne TÜV. (Nebenbei bemerkt, wurde die Studie des Hamburger Physikprofessors Roland Wiesendanger über die Herkunft der Corona-Pandemie in den Medien ausgiebig kritisiert, weil sie kein Peer-Review durchlaufen hatte.) Schauen wir uns nun Klimaneutralitätsstudien nach diesem Qualitätskriterium an.
Studie 1-Agora umfasst 120 Seiten, wurde von 29 Autoren erstellt, besitzt keinen corresponding author, enthält keine Informationen zur Qualitätssicherung und hat anscheinend keinen Peer-Review
durchlaufen. Studie 2-BDI umfasst 314 Seiten, wurde von 13 Autoren erstellt und besitzt keinen corresponding author. Sie enthält Informationen zur Qualitätssicherung, die jedoch darauf hindeuten, dass es weder ein unabhängiges noch ein anonymes Begutachtungsverfahren gab. Studie 3-dena umfasst 312 Seiten, wurde von 29 Autoren erstellt und besitzt keinen corresponding author. Sie enthält Informationen zur Qualitätssicherung, die jedoch darauf hindeuten, dass es weder ein unabhängiges noch ein anonymes Begutachtungsverfahren gab. Studie 4-BMWK umfasst 379 Seiten, wurde von 27 Autoren erstellt, besitzt keinen corresponding author, enthält keine Informationen zur Qualitätssicherung
und hat anscheinend keinen Peer-Review durchlaufen. Studie 5-BMBF umfasst 366 Seiten, wurde von 85 Autoren erstellt und listet drei Wissenschaftler in der Rolle von corresponding authors. Sie enthält
keine Informationen zur Qualitätssicherung und hat anscheinend keinen Peer-Review durchlaufen.
Ohne auf wissenschaftliche Details der Studien einzugehen, macht diese kurze Meta-Analyse klar, dass es sich bei den vermeintlichen Großen Fünf um Dokumente handelt, die keiner regelkonformen Qualitätskontrolle unterzogen worden sind und insofern in die gleiche Kategorie gehören wie die als „umstritten“ oder „krude“ bezeichnete Wiesendanger-Studie.
Wo bleibt die Empörung der Medien über solche gravierenden Qualitätsmängel?
Mein Fazit: Die Studien sind legitime Meinungsäußerungen, deren wissenschaftlicher Wert wegen des Fehlens unabhängiger und anonymer Qualitätskontrolle gering ist. Nach meiner Einschätzung würde
keine der fünf Studien einen internationalen Peer-Review überleben, weil sie ohne sachliche Begründung die Kernenergie als CO2-arme Energiequelle ausklammern. Insofern handelt es sich hier allem Anschein nach nicht um ein Elefantenrennen, sondern um akademischen Flohzirkus.
Der Autor: André D. Thess ist Professor für Energiespeicherung an der Universität Stuttgart und Autor
des Buches „Sieben Energiewendemärchen?“ Kontakt: energiewendemaerchen@t-online.de ” Zitat Ende.
Dort sind weitere Energiewendmärchen zu finden, gut verständlich in einzelne Häppchen aufgeteilt. Er bringt Ihnen und Ihrer BI Gedanken nah, die es lohnen, sich darauf einzulassen, weil sie die eigene Weltsicht bereichern, wo noch Lücken sind und zum Nachdenken anregen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Saur Dipl.Ing (FH)
Lieber Herr Saur,
unser Anspruch ist es, alle Kommentare auf Ihre sachliche Korrektheit zu überprüfen und weitere Leser*innen auf unvollständige oder verdrehte Darstellungen oder unsere eigene Sichtweise zu einem Thema hinzuweisen. Die Kommentare unter diesem Artikel driften zunehmend vom Thema ab. Aufgrund unserer begrenzten Kapazitäten bei gleichzeitig hohem eigenem Anspruch bitte ich Sie um Verständnis, dass wir die Kommentarfunktion jetzt deaktiviert haben. Zu Klarstellung zu Ihrem letzten Kommentar aber noch einige Stichpunkte:
– ja, es ist richtig, dass WKA nicht rund um die Uhr Strom produzieren, weil nicht rund um die Uhr der Wind weht. Es ist aber nicht richtig, sich nur genau diese wenigen Stunden im Jahr herauszupicken und unter den Tisch fallen zu lassen, dass WKA die meiste Zeit über so ausgelastet sind, dass Sie einen gewichtigen Anteil zur Stromproduktion in Deutschland beitragen. Und entscheidend ist, dass dieser grüne Anteil an der Stromproduktion noch stark ausbaufähig ist.
– wie gesagt, ich sehe keinen Bedarf, mich mit der Pellworm-Geschichte zu befassen, weil ich die Vergleichbarkeit nicht gegeben sehe. Das hat weniger damit zu tun, dass der absolute Stromverbrauch auf der Insel klein und in BW sehr hoch ist, als zum Beispiel damit, dass es auf einer kleinen Insel höchstwahrscheinlich sehr viel schwieriger ist, Verbrauchs- und Stromerzeugungsspitzen und -flauten zu einem Ausgleich zu bringen.
– Vielen Dank für den Buchtipp! Mit Ihrem angeführten Zitat werde ich mich allerdings nicht näher befassen, da es an unserem diskutierten Thema (Infraschall) vorbeigeht. Zu beachten ist allerdings, dass Herr Thess darin (möglicherweise zu Recht) vor allem kritisiert, dass in den Studien zur Energiewende Informationen zur wissenschaftlichen Qualitätssicherung fehlen. Daraus darf man aber erstens nicht schließen, dass auch keine Qualitätssicherung stattgefunden hat (Ausführungen dazu würden bei den sowieso schon umfangreichen Studien möglicherweise den Rahmen sprengen), und zweitens nicht, dass alles, was in den Studien steht, automatisch falsch ist. Dennoch: Die Studien sollten natürlich genauso kritisch gelesen werden wie Studien von „Experten“ wie Prof. Werner Roos.
Viele Grüße
Lotte
Danke, Lotti, für deine antwort und die Literaturstelle zur Arbeit von Dr. Holzheu. Dazu kurz:
* Diese Arbeit ist die einzige Arbeit, die die gängigen Publikationsdatenbanken von Dr. Holzheu aufweisen seit mehreren Jahren. Bedeutet das, das Dr. Holzheu in 5 Jahren nur einen einzigen Aufsatz zustande bringt? Das war sehr dünn. Da sind sogar meine eigenen Standards höher.
Wenn das stimmt, will ich doch eher vorsichtig sein mit so einem “Wissenschaftler”. Ich glaube eher, er ist Servicepersonal in Bayreuth an der Uni.
* Dann ist mir aufgefallen, dass diese “Fachzeitschrift” einen Impact Factor von 0,628 hat im Jahr 2020. Das bedeutet, dass jeder Aufsatz im Schnitt 0,628 mal zitiert wird. Das ist natürlich Trash Science vom Feinsten.
Nature zum Beispiel hat einen Impact Factor von 49,926 in 2020.
Das bedeutet also, dass Dr. Holzheu nach vielen Jahren genau einen Aufsatz zustande bringt und den noch in einer weit unterdurchschnittlichen Fachzeitschrift veröffentlicht, für den er auch noch 2500 Euro Publikationsgebühren bezahlt hat, damit der veröffentlicht wird.
Also, sei mir nicht böse: Dr. Holzheu kann ich so nicht ernst nehmen. Das ist keine Wissenschaft und kein Wissenschaftler. Da müsst ihr aufpassen, dass ihr euren Ruf nicht beschädigt.
Hast du nicht noch andere Quellen als Dr. Holzheu?
Act now!
Pauli
Hallo Pauli,
unser Anspruch ist es, alle Kommentare auf Ihre sachliche Korrektheit zu überprüfen und weitere Leser*innen auf unvollständige oder verdrehte Darstellungen oder unsere eigene Sichtweise zu einem Thema hinzuweisen. Die Kommentare unter diesem Artikel driften zunehmend vom Thema ab. Aufgrund unserer begrenzten Kapazitäten bei gleichzeitig hohem eigenem Anspruch bitte ich dich um Verständnis, dass wir die Kommentarfunktion jetzt deaktiviert haben. Zu Klarstellung zu deinem letzten Kommentar aber noch einige Stichpunkte:
– Stefan Holzheu ist promovierter Physiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bayreuth. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass er den fatalen Fehler in der BGR-Studie entdeckt und dessen Richtigstellung gegen diverse Widerstände durchgeboxt hat, spricht für seine Expertise. Dass er sich beruflich mit Infraschallsensorik beschäftigt, spricht ebenfalls für seine Expertise. Es gibt keinen Grund, ihm Expertise abzusprechen. Es ist ein logischer Fehlschluss, von Nicht- oder Wenigpubliziertätigkeit auf Unwissenschaftlichkeit o.ä. zu schließen. Der Impact-Faktor übrigens sagt nichts über die Qualität wissenschaftlicher Beiträge einer Fachzeitschrift aus. De IF einer internationalen Zeitschrift vom Kaliber „nature“ mit dem einer deutschen medizinischen Wochenzeitschrift zu vergleichen, ist by the way wie ein Vergleich von Äpfel mit Birnen. Und dass ein Beitrag über angebliche Infraschallemissionen nicht in nature erscheint, ist doch klar: Es handelt sich hierbei ja auch nicht um spannende wissenschaftliche Neuigkeiten. Niemand will lesen, dass keine Gefahr von Infraschallemissionen von Windrädern ausgehen – genau das ist ja in der Wissenschaft sowieso auch der Konsens.
– Ich kann zusammengefasst also nicht nachvollziehen, dass du Herrn Holzheu nicht ernst nehmen kannst. Es bleibt dir ja aber immer noch, dir seine Faktenchecks durchzulesen und sie selbst auf Plausibilität zu prüfen. Ein kritischer Blick ist ja sowieso immer gut.
– Wenn nicht einmal Herr Holzheu deinen sehr hohen Ansprüchen genügt, kann ich ja aber zumindest beruhigt davon ausgehen, dass die „Experten“ Herr Roos und Herr Vahl bei dir direkt durchgefallen sind, oder?
– Ich glaube, Quellen zum Thema Infraschall muss ich dir nicht liefern. Da ist im Internet eine Menge dazu zu finden! Auch viel Unseriöses (siehe Herr Roos und Herr Vahl), aber das erkennst du ja bestimmt selbst.
Lieber Gruß
Lotte