Machen wir uns unabhängig!


Wenn wir Energie einkaufen, fließt unser Geld unter anderem …

  • … in die Hände von unberechenbaren Autokraten, die damit Kriege finanzieren[1].
  • … in ökosystemgefährdende Erdölbohrungen in Weltnaturerbestätten[2]
  • … in die Hände von Öl-Scheichs, die Menschenrechte missachten.
  • … in die Finanzierung von LNG-Terminals und Pipelines.
  • … in Fracking, bei dem giftige Chemikalien unkontrolliert in Trinkwasser und Umwelt gelangen[3]
  • … in landschaftszerstörende Braunkohlebagger.
  • … in Steinkohleimporte über unsere Weltmeere hinweg, z.B. aus den USA oder aus Kolumbien[4].
  • … in mächtige Industriekonzerne, die der Gesellschaft durch Lobbyierung klimaschädlicher fossiler Energieträger schaden.
  • … in Atomkraftwerke, die finanzielle und technische Risiken einer unvorstellbaren, existenzbedrohenden Dimension in sich tragen.
  • … in die leidige Suche nach Atommülllagern, die niemand vor der Haustür haben möchte.
  • … in Uranabbau – der zwar weit weg von uns stattfindet, aber dramatische Konsequenzen für Mensch und Natur hat[5].

Mit dem Bau von acht Windenergieanlagen rettet Rottenburg nicht die Welt. Aber: Wir machen uns mit ihrer Hilfe bilanziell frei von Konzernen, Kriegstreibern und fossilen Lobbyisten! Wir überlassen die Konsequenzen unseres energieintensiven Lebensstils damit nicht anderen Ländern, sondern übernehmen selbst die Verantwortung dafür. Wir machen uns unabhängig von Staatsführern, die unsere Schwäche – Angewiesenheit auf Energieimporte – ausnutzen, uns erpressen und uns zum Einknicken vor Menschenrechts- und Umweltschutzmindeststandards zwingen. Und wir überlassen die Konsequenzen auch nicht anderen Bundesländern oder anderen Landkreisen und erwarten von ihnen, Windräder und Photovoltaik-Anlagen für unseren Strombedarf zu errichten und hinzunehmen.

Und wohin fließt unser Energiegeld, wenn wir Windstrom bei uns in Rottenburg erzeugen? Machen wir uns nichts vor – in Teilen immer noch in klima- und umweltschädliche Technologien und in die Hände von Staaten und Menschen, die damit fürchterliche Dinge tun. Von (auch bilanzieller) Autarkie sind wir weit entfernt. Unsere Autos und Heizungen brauchen weiterhin Öl und Gas, und das bringen uns unsere Windräder leider nicht mit. Und wenn der Wind stundenweise zu wenig weht? Dann liefern die Rottenburger Stadtwerke zum Glück trotzdem (zugekauften) Ökostrom. Wenn unsere Windräder mehr Strom erzeugen als wir selbst verbrauchen, können wir damit auch anderen Regionen aushelfen.

Und wohin fließt unser Geld für Strom, wenn der Wind weht? Die Rottenburger Stadtwerke sind ein zu 100 % kommunales Unternehmen, das hier vor Ort Arbeitsplätze schafft und mit der Unterhaltung von Schwimmbädern und ÖPNV und mit sozialem Engagement zur Lebensqualität vor Ort beiträgt. Allein die Flächenverpachtung für die Windräder stellt eine große potenzielle Einnahmequelle für die Kommune dar, die damit wiederum Kindergärten, Schulen, Stadtteilfeste usw. finanziert. Ein Großteil der Wertschöpfung entsteht also hier, bei uns in der Region und kommt uns selbst direkt zugute! Wie auch immer sich die Investoren am Ende genau zusammensetzen: Wer in Windkraft investiert, hat auch ein Interesse daran und eine Auswirkung darauf, dass sich Effizienz und Technologien erneuerbarer Energieerzeugung verbessern. Der Strombedarf in Deutschland wird aller Voraussicht nach steigen[6]; Öl und Gas werden zunehmend durch Strom ersetzt (z.B. durch e-Mobilität und Wärmepumpen). Deshalb: Unser Geld ist hier mit Sicherheit in deutlich besserer Hand als bei Konzernen, die ein Anti-Interesse an der Entwicklung zukunftsfähiger Technologien und Lösungen haben.

Also, liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Wendelsheim, Oberndorf, Hailfingen und Seebronn, und von Rottenburg: Lasst uns die Chance nutzen, mit Windenergieanlagen unseren eigenen, sauberen Strom zu erzeugen. Machen wir uns selbstbestimmt frei und unabhängig!

„Seit Jahren sind wir es gewohnt, dass die von uns verbrauchte Energie einfach da ist. Wir machen uns wenig Gedanken darüber, woher sie kommt. Wir nehmen in Kauf, dass irgendwelche Leute ihren Kopf dafür hinhalten – sei es durch Umweltgefahren bei der Gewinnung der Energieträger, Kernkraftwerke vor der Nase, Windparks in Norddeutschland, … nur ein paar Beispiele. Ein paar Jahre lang hatte ich das Glück, in einem größtenteils solar beheiztem Haus zu leben. Das fühlt sich gut an – warm zu duschen und im Winter zu heizen, ohne dass man dafür Öl, Gas oder Strom von außen beziehen muss. Beim Strom sollten wir ein ähnliches Ziel ansteuern. Ich wünsche mir keine Strom-Autarkie – eine Insellösung wäre nicht bezahlbar. Ich wünsche mir jedoch, dass wir eine ausgeglichene Strombilanz haben und etwa soviel Strom in den europäischen Strompool einspeisen, wie wir daraus verbrauchen. Als Einzelner schaffe ich das nicht, die Bürger der Stadt Rottenburg als Gemeinschaft könnten es mit dem geplanten Windpark jedoch erreichen. Es wäre schön, wenn wir nicht weiterhin darauf vertrauen müssten, dass uns andere “den Ar… retten”.“

Friedbert Widmann, Mitglied der BI Rückenwind

[1] https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-dienstag-143.html#Russischer-Staatshaushalt-erzielt-trotz-Sanktionen-deutliches-Plus

[2] https://www.schutzstation-wattenmeer.de/aktuelles/news-beitrag/deutsche-umwelthilfe-schutzstation-wattenmeer-und-wwf-fordern-keine-neuen-oelbohrungen-im-wattenmeer-und-stopp-der-oelfoerderung-bis-2030/

[3] https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/binnengewaesser/grundwasser/grundwasserrisiken-hydraulic-fracturing

[4] https://www.heise.de/tp/features/Wo-kommt-die-Steinkohle-her-die-in-deutschen-Kraftwerken-verfeuert-wird-3367378.html

[5] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/brasilien-uranabbau-101.html

[6] https://www.sueddeutsche.de/politik/energie-deutschland-strom-verbrauch-prognose-1.5350132


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