Am Wochenende waren unsere beiden Veranstaltungen zu den Windenergie-Planungen der Stadt Rottenburg. Vorab: Wir freuen uns sehr über die vielen, vielen positiven Rückmeldungen, die wir bekommen haben – herzlichen Dank! Das stärkt uns den Rücken und motiviert uns sehr, dranzubleiben und weiterzumachen!
Aber zurück zum Beginn. Am Samstag also fand der erste Austausch in der Seebronner Sporthalle statt, zu dem rund 50 Gäste kamen. Im ersten Drittel der Veranstaltung standen Inputvorträge auf der Tagesordnung. Eine Schülerin aus Hailfingen führte in ihrem kurzen Beitrag eindrücklich vor Augen, wieso wir so dringend unser Klima schützen müssen – und wieso die Ausrede, andere Länder seien doch sowieso schuld und wir könnten doch sowieso nichts ausrichten, nichts taugt. Martin Brunotte, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft im Studiengang „erneuerbare Energien“ zeigte anhand vieler Grafiken, wieso eine Energiewende basierend auf erneuerbaren Energien dringend notwendig und möglich – und bezahlbar ist. Welche gesundheitlichen Risiken mit der Klimakrise auf uns zukommen, war im Vortrag von Lucia Eberl zu hören, die Medizin studiert und sich bei Health for future engagiert. Auf Grundlage vieler Studien machte sie deutlich, dass die Klimakrise nicht abstrakt und weit weg ist, sondern jeden einzelnen von uns persönlich betrifft. Dass wir sowohl Artenschutz als auch Klimaschutz brauchen und mit Windenergieanlagen beides möglich ist, war im Vortrag von Charlotte Müller zu hören, die Forstwirtschaft in Rottenburg studiert. Und schließlich folgte noch ein Input von Raphael Braun aus Wendelsheim, der anhand eines konkreten Beispiels zeigte, aus wie vielen Einzelannahmen eine Meinung bzw. ein Argument besteht und wie genau man eigentlich hinsehen muss, bevor man Aussagen als wahr oder falsch annimmt oder verwirft. Mit einigen persönlichen Gedanken läutete er anschließend die Diskussionsrunde ein. So erwähnte er zum Beispiel, dass die Ortschaftsräte tatsächlich gar nicht über Windkraft in der Region entscheiden, sondern nur, ob die Stadt Rottenburg ihre verfügbaren Flächen verpachtet (und damit also auch die Einnahmen verbuchen kann).
Nun folgte die moderierte Diskussionsrunde. Eine Fülle verschiedener Fragen und Anmerkungen wurde vorgetragen. Darunter waren Beiträge, in denen Sorgen zum Ausdruck kamen; Fragen zum weiteren Entscheidungsprozess; zum Thema Infraschall; zu möglichen finanziellen Vorteilen und Statements, in denen Unterstützung für das Projekt deutlich wurde. Nach über zwei Stunden gab es schließlich noch eine Abschlussrunde durch die Vortragenden.
Am Sonntag folgte die zweite Veranstaltung mit rund 80 Interessierten in der Wendelsheimer Sporthalle. Auch hier gab es am Anfang wieder eine Runde Inputvorträge, die dann in die Diskussion überliefen. Das Thema Infraschall kam hier mehrmals auf und auch die Forderung nach Langzeitstudien. Es wurden Zweifel geäußert, ob regenerative Energien langfristig zu einer stabilen Stromversorgung beitragen können. Außerdem gab es die Frage, ob die SWR das Projekt nicht alleine durchführen könnten – hier erklärte ein Mitarbeiter der Stadtwerke, dass dafür leider nicht genug Arbeitskapazität und Wissen zur Verfügung steht. Schließlich gab es einen sehr eindrücklichen Erfahrungsbericht eines Herrn, der erzählte, wie die Menschen in Niedersachsen völlig im Einklang mit ihren Windrädern stehen, diese als völlig normal im Landschaftsbild wahrgenommen werden und wo Themen wie Infraschall und Schattenschlag überhaupt keine Rolle spielen. Insgesamt also eine kontroverse Diskussion, aber auch, so haben wir es empfunden, eine sehr konstruktive und wertvolle Diskussion.
Bei allen, die gekommen sind und zugehört und/oder sich eingebracht haben, bedanken wir uns herzlich! Wir hoffen, dass wir viele Fragen klären konnten und zu einer sachlichen und wertschätzenden Debatte beigetragen haben. Viele Themen, Sorgen und Fragen nehmen wir für unsere weitere Arbeit mit auf und hoffen schließlich, dass wir viele Menschen mit unseren guten Argumenten von einer wirklich, wirklich wichtigen Sache überzeugen konnten.
Über unsere Veranstaltungen berichtete auch das Schwäbische Tagblatt in seiner Printausgabe vom 20.07.22 unter dem Titel “Infraschall macht niemanden schlaflos”, hier der Link zum Online-Artikel (bezahlpflichtig).