Den blauen Punkt im All bewahren


Ein Redebeitrag bei der Fridays-for-future-Demo für Windenergie in Rottenburg am 23.07.22, von Raphael Braun aus Wendelsheim

Am 14. Februar 1990, beinahe am selben Tag, an dem ich geboren wurde, machte die Raumsonde Voyager 1, auf ihrem Weg aus dem Sonnensystem, von weiter Entfernung, ein Bild von der Erde. Auf dem Bild ist die Erde als ein winziger bläulich schimmernder Punkt zu sehen, der in einem gelben Sonnenstrahl zu schweben scheint. Das Bild ist bekannt unter dem namen „Blauer Punkt im All“, oder auf englisch „pale blue dot“. Der damalige Astronome und eines meiner Idole, Carl Sagan, der diese Aufnahme mit erwirkt hat schrieb 1994 ein Buch mit dem Titel „Blauer Punkt im All“, aus dem ich gern ein berühmtes Zitat vorlesen möchte, indem er das Bild von dem Blauen Punkt im All beschreibt. Das Zitat ist heute 30 Jahre alt, passt heute aber erschreckend gut zum Thema:

Zitat Anfang:
„Sehen Sie sich diesen Punkt noch einmal an. Hier leben wir, hier sind wir zuhause und mit uns alle Menschen, die wir kennen und lieben. Hier durchleben wir unsere Freuden und Leiden. Alles an Religionen, Ideologien und Wirtschaftsformen ist hier versammelt, alle Jäger und Sammler, Schöpfer und Zerstörer, Könige und Bauern, Eltern und Kinder, Erfinder und Entdecker, Heilige und Sünder in der Geschichte der Menschheit lebten hier – auf diesem Staubkörnchen, das im Sonnenlicht tanzt.

Die Erde ist eine kleine Bühne im großen Theater des Kosmos. Man denkt nur an die Ströme von Blut, die von Generälen und Feldherren vergossen werden, um für einen winzigen Augenblick zu Herrschen, über den Bruchteil dieses Pixels aufzusteigen. Man denke an die endlose Grausamkeiten die die Bewohner eines Winkels auf diesem Pixel den kaum anders gearteten Bewohnern eines anderen Winkels auf diesem Pixel zufügen, wie wenig sie sich verstehen, wie gerne sie sich gegenseitig umbringen, wie glühend ihr Hass ist. Unsere Anmaßung, unsere eingebildete Wichtigkeit, die wahnwitzige Vorstellung, dass wir im Universum einen besonderen Platz einnehmen, wird von diesem schwachen Lichtpunkt in Frage gestellt. Unser Planet ist ein einsames Körnchen im großen Dunkel des Weltalls. Und es ist nicht wahrscheinlich, dass von draußen jemand kommt, um uns vor uns selbst zu schützen.

Die Erde ist unserem Wissen nach bis heute die einzige bewohnbare Welt. Es gibt keine andere Welt, zu der die Menschheit aufbrechen könnte – zumindest nicht in näherer Zukunft. Besuchen, ja. Besiedeln, noch nicht. Ob es uns gefällt oder nicht, derzeit ist die Erde unser einziger Lebensraum. Astronomie ist bekanntlich eine charakterbildende Beschäftigung. Vielleicht gibt es keinen besseren Beweis für die Aberwizigkeit menschlicher Vorstellungen als dieses aus großer Entfernung aufgenommene Bild von unserer winzigen Erde. Dieses Bild unterstreicht nur, dass wir freundlicher miteinander umgehen und den kleinen blauen Punkt bewahren, lebenswert erhalten müssen – er ist unser einziges Zuhause.“
Zitat Ende.

In der Geschichte der Menschheit gab es keine größere Bedrohung, keine schwere zu bewältigende Bedrohung für unser gemeinsames Zuhause, diesen blauen Punkt im All, als die menschgemachten Klimakrise. Uns allen ist klar, dass die Windkraft alleine diese Bedrohung nicht abwenden wird. Aber sie ist ein wichtiger Bestandteil der Lösung. Und ich für meinen Teil bin stolz darauf, dass wir, hier bei uns und gerade jetzt einen Beitrag dazu leisten können den Schlamassel den wir kollektiv angerichtet haben wieder zu richten.
Vielen Dank!


Schreibe einen Kommentar