Ein Leserbrief von Charlotte Müller aus Rottenburg; veröffentlicht im Schwäbischen Tagblatt am 19.07.22
Ich habe ebenfalls den Wald besucht. Das Spiel von Licht und Schatten, die Ruhe, die friedlichen Tiere und Pflanzen, all das löste eine tiefe Zufriedenheit in mir aus. Doch mehr und mehr waren sorgenvolle Stimmen des Waldes und seiner Bewohner zu vernehmen: „Die überkommende Hitze; die Dürren; das Aussterben der Arten; die Angst, einfach zu verbrennen!“. Plötzlich spürte ich eine große Last auf meinen Schultern, es war die Last der Verantwortung. Ich wollte am liebsten meine Augen verschließen und einfach wegrennen. Doch ich richtete mutig meinen Blick nach vorne und vernahm im nächsten Augenblick die verwunderte Stimme einer alten, kränklichen Fichte: „Begreifst du denn nicht, was für eine wunderbare Chance ich dir schenke, dir, mir, meinen Mitbewohnern und unseren Nachkommen zu helfen? Nimm ein wenig Raum von mir, nimm ein wenig Ingenieurskunst von dir und schon haben wir einen unschätzbar wertvollen Schritt gemacht!“ Ergriffen und voller Tatendrang, dem sorgenvollen Wald und dem schwitzenden Planeten zu helfen, trat ich den Heimweg an – nicht, ohne den freundlichen Wind in meinem Rücken zu spüren und hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken.